Konflikte als Planspiele der Literatur

Gespräch mit Allan Guggenbühl

Literatur ist ein Laboratorium für jede Art von ehe- und beziehungstechnischen, familiären oder gesellschaftlich-politischen Konflikten. Schriftstellerinnen und Schriftsteller demonstrierten in ihren Geschichten schon immer beinahe archetypische Planspiele, in denen Konflikte ebenso verführerisch, verstörend wie plastisch simuliert werden. Ihren Lesern dienen die Romane und Erzählungen als Anschauungsmaterial mit Wiedererkennungseffekt, als Identifikations- und Spielvorlage, aber manchmal auch als pädagogisch-didaktische Anweisung, wie das Leben zu bestehen sei. Immer aber demonstrieren sie, was den Menschen in den verschiedenen Lebensphasen umtreibt und wie er seine Probleme lösen könnte.  

Pia Reinacher diskutiert mit Allan Guggenbühl anhand von Beispielen aus der Weltliteratur typische literarische Konfliktmuster. Im Gespräch besichtigen sie, wie Ehe- und Beziehungskrisen, Identitäts- und Politkrisen in Texten inszeniert werden und warum sie zu einem glücklichen oder katastrophalen Ausgang führen – und was das für den heimlichen Dritten im Spiel, den Leser, bedeutet. 

Wir hören dazu Textbeispiele aus:

  • Lew Nikolajewitsch Tolstoj: Anna Karenina
  • Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis
  • Yasmina Reza: Babylon

19. Oktober 2020

Prof. Dr. Allan Guggenbühl

Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich

Der bekannte Schweizer Psychologe, Psychotherapeut und Experte für Jugendgewalt Allan Guggenbühl wurde 1952 in Zürich geboren. Sein Vater war der Psychiater Adolf Guggenbühl-Craig, sein Grossvater der Publizist und Verleger Adolf Guggenbühl. Nach einer Lehrer-Ausbildung liess er sich in Mexiko-Stadt von Manuel Lopez Ramos zum klassischen Gitarristen ausbilden und arbeitete als Gitarrenlehrer und Musiker, bevor er an der Universität Zürich bei Detlev von Uslar Psychologie studierte. 1997 promovierte er bei Verena Kast. 

Guggenbühl ist in Theorie und Praxis Spezialist für Gewalt und Konfliktmanagement. Er entwickelte das Mythodrama, ein Gruppentherapieverfahren, das u.a. in Georgien bei der Behandlung kriegstraumatisierter Kinder eingesetzt wird und sich in Japan verbreitet hat. Er legte zahlreiche Publikationen zu Gewalt und Aggression unter Kindern sowie über die männliche Identität vor. Er ist Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich, das er 1995 gründete. Daneben lehrt er an der Pädagogischen Hochschule des Kantons Zürich und ist analytischer Psychotherapeut mit eigener Praxis in Zürich.

Büchertisch

www.buchland.ch | Therese Brändli


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